Alles ist begrenzt.
Ich kann 45 Kilometer Richtung Norden fahren. Dann stehe ich an der Spitze der Insel und schaue über das Meer. Von Osten nach Westen ist die Insel 25 Kilometer breit. Das ist mein Raum, auf dem ich mich bewege in dieser Zeit. Meine Schwester hat einen Kilometer rund um ihr Haus zur Verfügung. Sie lebt vor den Toren von Paris. Die alte Dame lebt im betreuten Wohnen auf 40 Quadratmetern. Das zweitgrößte Flüchtlingslager im Libanon hat eine Fläche von fünf Quadratkilometern, für 80.000 Menschen. In Tokio lebt ein Student auf neun Quadratmetern. Eine Einzel-Gefängniszelle in Deutschland ist zwischen acht bis zehn Quadratmeter groß.

Die Fläche ist begrenzt.
Der Bewegungsfreiheit ist begrenzt.
Der Radius ist begrenzt.
Grenzen werden dichtgemacht.
Grenzen werden kontrolliert.
Grenzen trennen.
Grenzen begrenzen.

Doch was nicht begrenzt ist, ist unsere innere Freiheit. Unsere Phantasie. Unsere Träume. Unsere Erinnerungen. Unsere Visionen. Was nicht begrenzt ist, ist unsere Liebe. Unsere Herzen, unsere Hoffnung, unser Mitgefühl, unser Großmut, unser Vertrauen. Wenn das Außen eng wird, wird das Innen ganz weit. Und dann fühlen wir, wie es ist, im Gefängnis zu sein. Wie es ist, auf engstem Raum zusammen zu leben. Eine Ausgangssperre wie in den Flüchtlingslagern. Und diese Erfahrung wird uns etwas lehren: Dass wir immer so viel hatten und die anderen so wenig. Dass wir immer so frei waren und die anderen so gefangen. Dass wir immer so reich waren und die anderen so arm. Für uns eine Chance: Begrenzt sein, um endlich frei zu werden. Im Herzen.