Bornholm, 04.08.2021

Ich habe viele Mails und Reaktionen auf meine letzten Post-Einträge, die ich auch als Newsletter an meine Abonnenten/innen raus gesendet habe, bekommen. Ich möchte sie hier teilen, denn sie zeigen mir eines: Wir müssen uns einfach nur gegenseitig zuhören. Den Ängsten, Verwirrungen, der Wut und der Hoffnung des anderen lauschen. Nicht Recht haben wollen, sondern offen sein für Austausch. Jeder hat derzeit seine Meinung, seine Perspektive. Jeder Mensch ist ein Universum in sich, alles dreht sich um ihn, die kleinen und großen Probleme und Herausforderungen. Jeder Mensch ist wie ein Buch, in dem man viele spannende, erheiternde, tragische und traurige Geschichten lesen kann. Lasst uns mehr in den Herzen der Menschen lesen, die uns gegenüber stehen, die wir treffen, über die wir etwas hören oder lesen. Daher bitte ich alle, die dies nicht wollen, sich endgültig aus meinem Newsletter abzumelden, denn dann passen wir wirklich nicht zueinander. Ich möchte nicht beleidigt werden, dafür habe ich weder diesen Blog noch den Newsletter gestartet. Shitstorm kommt übrigens ausschließlich von Männern… interessant!
Umso mehr hat es mich gefreut, dass mich Andreas gestern angerufen hat. Er hat geweint, als er meine letzten drei Posts gelesen hat und er wollte mich persönlich sprechen. „Du hast mir Worte für das gegeben, das ich derzeit empfinde. Und ich möchte dir danken“. Wir haben lange gesprochen und uns gegenseitig Mut gemacht, mehr Haltung zu zeigen und mit anderen offen ins Gespräch zu gehen. Ohne Angst vor Shitstorm. Ohne Wegducken. Ich habe Andreas versprochen, die Mails, die mich erreichen weiterhin zu teilen. Und er hat mir versprochen, morgens mit guten Gedanken aufzustehen und sich verbunden zu fühlen mit all den Menschen, die sich auch so fühlen wie er. Denn die gibt es! Überall! Schaut nur mit offenen Augen und Herzen!
So wie Christiane:

Dein Beitrag heute Abend hat mich in eine positive Energie versetzt – er kam zu einem Zeitpunkt, als ich mich alleine fühlte und sehr traurig war. Dein Beitrag hat mich verbunden fühlen lassen – mit dir und den anderen Menschen da draußen…Menschen, die traurig sind, wütend, sich ohnmächtig fühlen, Angst haben. Hab Dank für deine Beiträge heute und gestern!! Wie mutig, dich so offen zu zeigen!Dein Beitrag gestern hat mich nachdenklich gemacht – wo stehe ich eigentlich? Wie ist meine Meinung zu Corona? Zu dem Klimawandel? ….und neugierig auf das Buch von Juli Zeh – ich habe es mir heute gekauft und angefangen zu lesen.
Und ich merke, dass ich „schwimme“ – ich kann keinen klaren Standpunkt beziehen. Ich bin generell kritisch in Bezug auf Impfungen, diese ganzen Vorsorge-Untersuchungen und alles, was unser Leben „sicherer“ macht – jemand hat mal zu mir gesagt „Sich vorher schon Sorgen machen“ – das ist hängen geblieben. Und doch habe ich mich impfen lassen – aus Liebe zu meinen Kindern und Enkelkindern, aus Angst, miterleben zu müssen, dass einer/eine von ihnen schwer erkrankt, aus Nicht-Wissen, welche Langzeitfolgen ggf. für sie daraus entstehen könnten.  Aber auch in dem Bewusstsein, dass wir (noch) nichts wissen über die möglichen Folgen der Impfungen.
Ich schwimme auch bei anderen Themen – die Veränderungen in der Natur, das Artensterben, die hungernden Menschen in anderen Teilen der Welt, verursachen mir Schmerz. Ich will was tun und fühle mich doch ohnmächtig. Konsumiere wenig, trage die abgelegten Kleider meiner Kinder, esse fast kein Fleisch, fliege nicht und fahre doch hunderte von Kilometern, weil die Reinigungskräfte unserer Ferienwohnung im Norden abgesprungen sind und ich dort jetzt selbst putze. Und habe ein schlechtes Gewissen, dass wir überhaupt diese Wohnung haben und damit unser Wirtschafts-/Steuersystem bedienen und nutzen.

Merke, dass ich meinen eigenen, bedächtigen Weg wählen muss. Und der ist eher (momentan noch?)leise und unmerklich. Merke, dass die Worte „falsch“ und „richtig“ nicht mehr passen. Vielleicht haben sie aber noch nie gepasst.Gestern habe ich dieses Interview mit Hanno Burmester gehört: https://www.youtube.com/watch?v=nb8_maMrglA – das hat mich inspiriert, denn ich teile seine Einschätzung, dass wir politisch werden/sein müssen, um wirklich etwas zu verändern. Traue ich mir zu, politisch zu sein? Traue ich mir zu, in den Dialog zu gehen, mit Menschen, die polarisieren und extreme Positionen beziehen? Bin ich überhaupt politisch, wenn ich nicht wählen gehe? Schade ich damit der Demokratie? Aber bedeutet Freiheit nicht auch, nicht wählen zu gehen? Auch hier ganz viel schwimmen und Unsicherheit und Zweifel.Ich freue mich sehr, weiter von dir und die Stimmen der anderen zu lesen – für mich schafft das Verbundenheit. Die mich gerade mehr stärkt als alles Wissen oder Absichern.“

Oder Katrin:

„eigentlich möchte ich Dir auf Deinen Blog mit der „Angst“ antworten… Habe den aber schon gelöscht, weil ich dachte – geht mich nix an – habe keine Angst.. Habe ich auch weiterhin nicht über das normale Maß hinaus – kann jetzt aber gut verstehen was Du meinst.. Zum Beispiel das:https://www.gmx.net/magazine/news/coronavirus/lambda-variante-corona-impfstoffe-resistent-36054294#:~:text=Lambda-Variante%20k%C3%B6nnte%20gegen%20Corona-Impfstoffe%20resistent%20sein Jeder darf alles jederzeit posten/veröffentlichen.. Und alle Menschen, die Zugang zu den Medien haben, aber nicht die Möglichkeit, diese Meldungen einzuordnen, müssen da ja zwangsläufig Angst bekommen… gruselig. Die Rolle der Medien ist zu überdenken..

Oder eine andere Frau, ich nenne sie einfach mal Wanda:

„Zu Wut sagte Mahatma Ghandi: „ Wir sollten uns nicht für unsere Wut schämen. Sie ist eine sehr gute und sehr mächtige Sache, die uns motiviert. Aber wofür wir uns schämen müssen, ist die Art, wie wir sie missbrauchen.“ Was also folgt aus der Wut, die Du in Deinem BLOG beschrieben hast? Motiviert sie Dich und andere und wenn ja wozu? Ich habe in der Zeit der Pandemie vieles gelernt: Dankbarkeit – Annehmen – und Loslassen. Ich bin dankbar für Freundschaften die ich gefunden oder vertieft habe, für Menschen, denen ich helfen konnte und die mir geholfen habe für die Liebe die ich gefunden habe und die mich Demut gelehrt und den Blick auf mich selbst verändert hat. Ich habe gelernt anzunehmen, was ich nicht ändern und nicht beeinflussen kann und konnte und habe versucht, den Fokus zu ändern. Wir sind nicht die „Verlierer der Pandemie“ denn es geht uns gut, was ist mit den alten Menschen, die einsam in  Pflegeheimen sterben, was ist mit Menschen für die lebenswichtige Operationen zu spät kamen, macht mich das wütend? Nein, es macht mich sehr traurig, betroffen und vor allem demütig und dankbar und ich nehme in voller Dankbarkeit an, was mir geschenkt wird: Ein Lächeln weil ich einem Kollegen liebe Zeilen schreibe, der mir so viel Fröhlichkeit geschenkt hat vor Corona, um ihn aufzuheitern, einen Rat, ein offenes Ohr … aber auch die unerfüllten Wünsche und Träume und damit ist nicht gemeint, nicht in andere Länder zu reisen, sondern ganz einfach sich in der Stadt in der ich lebe am Abend mit dem Menschen den ich liebe (mit dem ich aber nicht zusammenlebe) in einem Restaurant, einem Café, im Kino oder im Strandbad treffen zu können. Ich nehme es an, denn ich möchte, dass diese Pandemie eingedämmt/ oder Wege gefunden werden damit umzugehen. Ich lese Bücher, ich lerne Menschen virtuell kennen – wie Dich liebe Steffi – lerne fremde Sprachen (dänisch) in der reinen Vorfreude, dass es irgendwann möglich sein wird und wenn es noch eine Weile dauert, ü-b-e ich … Geduld, Demut, Dankbarkeit, die Fähigkeit anzunehmen … u.v.m. und ich lerne von anderen Menschen. Dies führt ich zu den 3 Freundinnen die mich bereichert und durch diese Zeit getragen haben und diesen einen liebevollen wunderbaren Menschen, der mir gezeigt hat, dass alles möglich ist in unmöglichen Zeiten. (…..)
(…) „Und was es bei alledem auch gibt ist Liebe. Auch ich bin oft traurig und mutlos, verspüre Ängste oder mache mich klein, bin wütend oder kraftlos, möchte mich vergraben oder am liebsten ganz und gar verschwinden … Dennoch gibt es da diesen Menschen mit dem ich seit der Pandemie alles teile: Meine Ängste und Unzulänglichkeiten, meine Wünsche, meine Zweifel. Und ich weine bei ihm weil ich nicht mehr stark sein will oder kann … Wir haben keine 20 jährige gemeinsame Vergangenheit, wir sind nicht verheiratet. Er ist mein Seelenpartner, der Mensch, der immer auch nach vorn blickt, Dinge annimmt und loslässt und der für mich in all diesen ganzen Beschränkungen eins verkörpert und lebt … F-R-E-I-H-E-I-T! Nicht etwa weil er in der Welt herum jettet oder einfach macht, wonach im der Sinn steht. Im Gegenteil denn er ist ein verantwortungsvoller Vater mit drei zauberhaften Kindern. Er denkt frei und motiviert mich und sein Umfeld frei zu denken und ist das nicht das Inspirierenste in dieser Zeit, was wir uns wünschen können? Frei zu sein? In unseren Gedanken und der Liebe. Und wenn ich auf Unverständnis stoße in meinen eigenen Gedanken in meinem Umfeld suche ich zu ihm, zu Jana, zu Inga und zu Inez den Austausch. Denn Kommunikation überwindet Barrieren und löst Blockaden und macht uns stärker und gibt Hoffnung …. Und am Ende zeigt es uns doch. Da ist Liebe und Zuneigung und das gibt Mut und Zuversicht.
Und in diesem Sinne lasse ich los und habe los gelassen, Wut und Ohnmacht, Unverständnis oder Angst und heiße WILLKOMMEN:  Dankbarkeit – Demut – Liebe – Kommunikation und Freiheit. Ich danke der Wut für die Energie, die sie freisetzt der Ohnmacht für die Nachdenklichkeit die sie mit sich bringt und die uns auf gute kluge Pfade führt dem Unverständnis für die Kommunikation die es auslöst und der Fähigkeit Fragen zu stellen und den Austausch zu suchen, den klugen liebevollen starken Menschen an meiner Seite und ich danke der Angst, denn sie hat mich gelehrt um Hilfe zu fragen und bitten.
Und in diesem Sinne liebe Steffi schließe ich und möchte Dir mitgeben: Wut ist ein Geschenk … Mach etwas GUTES daraus, wenn Du sie immer noch verspüren solltest!

Abends auf einer Radtour mit meinem Mann finden wir auf einer Holzbank diesen bemalten Stein!
Für mich, für dich und für jede/n da draußen!

Herzlichst! Steffi

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